Welche Auswirkungen die Antreiber „Streng Dich an“ und „Mach es allen recht“ auf Ihre Führungsrolle haben!
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

in der letzten Ausgabe haben Sie die beiden Antreiber „Sei perfekt!“ und „Mach schnell!“ kennengelernt.

Zwei weitere Antreiber können im Führungsalltag zu Stress und Überforderung führen: „Streng Dich an“ und „Mach es allen recht“ sind Lebensregeln, die manche von uns bis zu ihrem sechsten Lebensjahr gelernt haben.

Diese Lebensregeln sind den meisten Menschen nicht bewusst. Sie haben allerdings Auswirkungen auf das Führungsverhalten und den Umgang mit sich selbst.

Erfahren Sie im heutigen Führungsimpuls, welche Stärken die Antreiber „Streng Dich an!“ und „Mach es allen recht“ haben, welche Auswirkungen sie auf Ihre Führungsrolle haben und wie sie diese Antreiber abmildern können, um in Ihrer Führungsarbeit noch erfolgreicher zu sein.
   
 
 
 
   
Audio-Datei
   
 
 
 
   
Urban
   
   
Annett Urban,
Chefredakteurin „pdl.konkret ambulant“, fragt für Sie:
   
   
   
 
Liebe Claudia,

häufig erwische ich mich dabei, dass ich mir sage: „Strenge Dich an und mache es allen recht“.

Denn wenn man Rücksicht auf die Bedürfnisse und Erwartungen anderer nimmt, wird man positiv wahrgenommen, es werden Konflikte vermieden und eine harmonische Umgebung wird geschaffen.

Doch dieser innere Druck fühlt sich nicht immer gut an. Denn wenn ich versuche allen Erwartungen gerecht zu werden, führt es häufig dazu, dass ich mich gestresst und erschöpft fühle und wenn ich dann auch noch meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche über Bord werfe, werde ich unzufrieden.

Es ist also ein ziemlicher Spagat seine eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen und es allen recht zu machen.

Kannst Du mir und unseren Lesern in Deinem heutige Führungsimpuls einige Tipps an die Hand geben, wie man diesen Spagat schaffen kann?

Ich freue mich auf Deine wertvollen Hinweise!

Deine Annett aus der Redaktion von „pdl.konkret ambulant“
 
 
 
 
 
 
   
Urban
   
   
Claudia Henrichs,
Kommunikationsexpertin für die Pflege, antwortet:
   
   
   
 
Was der Antreiber „Streng Dich an“ für Ihre Leitungsrolle bedeutet
 
Liebe Annett, liebe Leserin, lieber Leser,

Leitungskräfte mit einem ausgeprägten „Streng Dich an!“-Antreiber setzen sich selbst die Messlatte sehr hoch und sie erwarten auch viel von ihren Mitarbeitenden.

Manchmal hat das Team den Eindruck, dass die Chefin oder der Chef ihnen wenig zutraut. Wird eine Mitarbeiterin aus dem „Frei“ gebeten einzuspringen, dann gelten Freizeitaktivitäten als Ausrede.

Die Sprache

Diese Sätze benutzen Leitungskräfte mit einem hohen „Streng Dich an“-Antreiber oft:
„Früher wurde mir auch nichts geschenkt!“
„Wer nicht aufgibt, erreicht alles!“
„Reiß Dich zusammen!“
„Arbeit muss keinen Spaß machen!“
„Von nichts kommt nichts!“

Die Stärken

Jeder Antreiber hat auch seine positiven Seiten. Leitungskräfte mit einem starken „Streng Dich an!“-Antreiber sind sehr zuverlässig, pflichtbewusst und ein echtes Vorbild in Sachen Arbeitsmoral. Sie sorgen für Ergebnisse und geben nicht auf, bis diese erreicht sind.

Erlauber

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr „Streng Dich an!“-Antreiber zu stark ausgeprägt ist, dann erlauben Sie sich doch einmal diese Denkweise:
„Arbeit darf auch leicht sein!“
„Erfolge dürfen gefeiert werden!“
„Frei ist Frei! Meine Mitarbeitenden haben ein Recht auf ihre Freizeit!“
„Ich bin wertvoll, auch wenn mir meine Arbeit leicht von der Hand geht!“
„Ich darf etwas mit Gelassenheit tun und auch vollenden!“

Schreiben Sie sich den Satz, der sie am meisten anspricht auf ein Post-It und kleben Sie sich den Zettel an die Kühlschranktür, den Computer oder den Badezimmerspiegel. Erlauben Sie sich Ihren Antreiber „Sei perfekt“ ein wenig nach unten zu schrauben, wenn Sie den Eindruck haben, er ist zu hoch.

Ganz wichtig!

Freuen Sie darüber, dass der Antreiber „Streng Dich an!“ Ihnen viele Stärken schenkt, die Sie als Führungskraft in der ambulanten Pflege ohne viel Energieaufwand einsetzen können!
 
Was der Antreiber „Mach es allen recht“ für Ihre Leitungsrolle bedeutet
 
Da sich Leitungskräfte, die einen ausgeprägten „Mach es allen recht“-Antreiber haben, dafür verantwortlich fühlen, dass es allen anderen gut geht, fällt es ihnen oft schwer "Nein" zu sagen! Von allen akzeptiert zu werden ist ihnen wichtiger als eigene Interessen durchzusetzen.

Mitarbeitenden, Pflegebedürftigen und deren Angehörigen als auch Vorgesetzten fällt es leicht, die Gutmütigkeit der „Mach es allen Recht“-Menschen auszunutzen.

Die Sprache

Diese Sätze benutzen „Mach es allen Recht“-Menschen oft:
„Dann fahre ich eben selbst die Tour und mache die Abrechnung am Abend!“
„Wir können den armen alten Menschen doch nicht das Geld aus der Tasche ziehen!“
„Natürlich planen wir Sie für morgens um 08.00 Uhr ein, auch wenn die Tour schon voll ist“
„Ich plane die Einsatzzeiten ganz nach Euren Wünschen!“

Die Stärken

Auch der Antreiber „Mach es allen recht“ hat seine positiven Seiten. Leitungskräfte mit einem starken „Mach es allen recht“-Antreiber“ sind sehr menschenorientiert, können Beziehungen gut managen, sind kompromissbereit, integrierend und ausgleichend.

Erlauber

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr „Mach es allen recht“-Antreiber zu stark ausgeprägt ist, dann erlauben Sie sich doch einmal diese Denkweise:
„Ich darf mir selbst gefallen!“
„Ich darf meine eigenen Maßstäbe und Konturen zeigen und auch mal „kantig“ sein!“
„Ich darf anderen meine Bedürfnisse zumuten!“
„Ich muss nicht bei allen beliebt sein!“
„Ich darf auch mal NEIN sagen!“

Schreiben Sie sich den Satz, der Sie am meisten anspricht auf ein Post It und kleben Sie sich den Zettel an die Kühlschranktür, den Computer oder den Badezimmerspiegel. Erlauben Sie sich auch hier Ihren Antreiber „Mach es allen recht“ ein wenig nach unten zu schrauben wenn Sie den Eindruck haben, er ist zu hoch.

Ganz wichtig!

Freuen Sie darüber, dass der Antreiber „Mach es allen recht“ Ihnen viele Stärken schenkt, die Sie als Führungskraft in der ambulanten Pflege ohne viel Energieaufwand einsetzen können!

Ein Tipp für Sie

Wenn Sie wissen wollen, wie stark Ihre Antreiber ausgeprägt sind, dann gehen Sie auf die Seite der Uni Münster. Im Service Newsletter 17.23 finden Sie eine Kurzübersicht über alle fünf Antreiber und kurze Tipps, wie Sie hohe Ausprägungen verringern können.

Ich hoffe, auch mein heutiger Führungsimpuls hat Ihnen gefallen. Schreiben Sie mir gerne, welche Erfahrungen Sie bei der Umsetzung gemacht haben. Haben Sie konkrete Führungsthemen, die ich in einer der nächsten Folgen für Sie aufbereiten soll? Sehr gerne! Schreiben Sie mir unter fuehrungsimpulse@ppm-online.org. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

Herzliche Grüße,
Ihre Claudia Henrichs

PS: Sie haben unsere ersten Folgen verpasst? Kein Problem auf www.pdl-konkret.de/Fuehrungsimpulse finden Sie alle bislang erschienenen Folgen von „Führungsimpulse“ zum Nachlesen und Nachhören.

PPS: Dieses Zitat zum heutigen Thema habe ich für Sie mitgebracht:
 
 
 
Zitat
„Wenn du anderen Ja sagst, stelle sicher, dass du nicht Nein zu dir selbst sagst.“

Paolo Coelho, spanischer Schriftsteller